Ein visuell aufregender, ansonsten aber enttäuschender - weil zähflüssiger und teils klischeehafter - Nachfolger von FAREWELL MY CONCUBINE aus dem Jahre 1993" (tele)
"Epische Familientragödie im Feudalmilieu nach der Abdankung des letzten chinesischen Kaisers. Ruyi, das weibliche Familienoberhaupt des Pang-Klans, tyrannisiert und demütigt ihren armen Verwandten Duanwu, bis dieser sie vergewaltigt. Obwohl der Film in einer Zeit des Umbruchs stattfindet, benutzt Kaige die gesellschaftlichen Veränderungen nur als Hintergrund. Ein Egotrip des Regisseurs, der mit seinen prunkvollen Bildern den tragischen Konflikt zuschüttet." (Andre Simonovicsz, tip, 13/97)
"(...) Inzest, Macht-Strukturen, soziale Unsicherheiten im Zeitenwandel, kindliche Traumata und Fluchten in gefährliche Rauschwelten sind die Themen von Kaiges Drama. Wer sich darauf einläßt sieht auch einen Bezug zum Heute." (Angie Dullinger, AZ, 30.5.97)
"Doch auch Virtuosen können scheitern. Chen Kaige stellte in Cannes bewährt opulent, mit geschmeidig durch Prunkpaläste kreiselnder Kamera eine Geschichte aus dem China der zwanziger Jahre vor, ein krudes Melodram wie von einem perlmutt- und seidenberauschten Fernost-Faßbinder, schwül, süßlich, mit schwarzverkappten Delinquenten, Erpressereien und Liebesverrat wieder und wieder. (...)" (Stgt. Zeitung nach Gildendienst, Juli 96)
"Mit Chen Kaiges neuem Film waren diesmal alle Nicht-Asiaten überfordert - während seine Landsleute, nach einem eben erlassenen Verbot der chinesischen Behörden, ihn erst mal nicht sehen dürfen: eine groteske Situation. Chen, vor drei Jahren noch mit "Lebwohl, meine Konkubine" gerade hier in Cannes enthusiastisch gefeiert, erlebte diesmal den totalen Einbruch. Sein diesjähriger Beitrag "Temptress Moon" ist einfach zu komplex und zu fremdartig: zu verschachtelt die Dramaturgie, zu stilisiert die Bilder dieser Geschichte von einer Zeitenwende, die wir überhaupt nicht nachvollziehen können: vom Fall des Kaiserreichs und vom Beginn der Chinesischen Republik.
(...) Das alles wird mit einem subtilen Sinn für historische Details, für Macht- und Klassenverhältnisse in Szene gesetzt, deren Qualität man hierzulande kaum beurteilen, deren Sinn man ganz bestimmt nicht aufs erste Mal nachvollziehen kann. Kommt hinzu, daß Chen darauf besteht, "Temptress Moon" erzähle eine Geschichte über das zeitgenössische China. Ich bin sicher, daß man dem Film in Cannes sehr unrecht getan hat, weshalb wir auf einer unserer nächsten Filmseiten darauf zurückkommen werden." (Peter Buchka, SZ nach Gildendienst, Juli 96)
"Der hochbegabte chinesische Regisseur Chen Kaige (Goldene Palme 1993 für "Lebewohl, meine Konkubine") will mit "Temptress Moon" ganz offensichtlich dem West-Publikum gefallen. In wunderschönen Bildern, unterfüttert mit ästhetisiertem Sex & Crime, schildert er den Zerfall einer Familien-Dynastie durch die Rache des mißhandelten jungen Zhongliang, der im chicen Shanghai der 20er Jahre als Gangster und Gigolo Karriere gemacht hat. Seine stille Raserei macht auch nicht halt vor der einzigen Frau (Gong Li), die er geliebt hat. Anteilnahme läßt die wirre Dramaturgie aber nicht zu." (AZ nach Gildendienst, Juli 96)