Nach gemeinsam verbrachten Jahren unter der Obhut von Mönchen, haben sich die Wege der beiden Findelkinder Martin und Georg getrennt; Jahre später treffen sie wieder aufeinander: Georg hat es inzwischen im Kloster bis zum Prior gebracht, und Martin hat nach einem wilden Söldnerleben mit der Henkerstochter Anna nicht nur eine Frau sondern auch gleich die Anstellung als Henker gewonnen – dadurch wurde er offiziell zum gesellschaftlichen AuĂźenseiter, doch die Freundschaft zwischen den beiden ehemaligen Waisenjungen lebt wieder auf. Allerdings wird sie auf eine schwere Probe gestellt, als die Inquisition Einzug hält und Hinrichtungen an Wiedertäufern befielt: Martin zeigt wenig Kooperationsbereitschaft bei dem grausamen Ränkespiel, wird von Prior Georg in Stich gelassen und findet sich mit seiner Familie schon bald selbst vor dem Inquisitionstribunal wieder.
Simon Aeby, Regisseur dieser Koproduktion zwischen sechs Ländern, nennt als zentrales Thema seines Films: „Macht und Machtmissbrauch, verĂĽbt durch die katholische Kirche im 16. Jahrhundert“, hebt zugleich aber Parallelen zur Gegenwart hervor, wie etwa „das Erstarken des christlichen Fundamentalismus“, oder den „vielbeschworene Kampf gegen Terrorismus“, der ebenfalls die Gefahr von Machtmissbrauch in sich birgt .
Man merkt den groĂźen Aufwand, der hinter diesem Projekt steckt: die Rollen wurden ĂĽberaus passend besetzt und die Schauplätze stimmig gewählt; dass der Film dennoch nicht völlig ĂĽberzeugen kann, liegt vor allem an der Geschichte, die mitunter etwas zu klischeehaft daherkommt (alle Bilder, die man spontan vor Augen hat, wenn man sich die mittelalterliche Welt zu vergegenwärtigen sucht, finden prompt ihre filmische Umsetzung) und einige logische Mängel aufweist: reichlich unwahrscheinlich erscheint z.B. die Leichtigkeit, mit der einerseits eine Reliquie aus dem Kloster gestohlen und andererseits ein Kind im selben Gebäude versteckt werden kann, obwohl der Prior in den eigenen Kreisen Feinde hat, die ihn mit Sicherheit nicht aus den Augen lassen (und als Draufgabe liefert er sich mit dem entflohenen Henker eine lautstarke Auseinandersetzung direkt vorm Altar, wodurch noch immer keine Menschenseele angelockt wird); auch das fĂĽr historische Dramatik anscheinend unerlässliche Kontingent an illegitimen Kindern hochgestellter Persönlichkeiten darf nicht fehlen (und ein anatomisches Erkennungszeichen wird gleich mitgeliefert); schlieĂźlich ist sogar fĂĽr ein halbes Happy End gesorgt, das dem Ganzen einen märchenhaften Hauch von Unwirklichkeit verleiht. (Wer Angst vor Spoilern hat, möge bitte spätestens jetzt den Blick abwenden; allen anderen sei´s gesagt: da reitet eine der Hauptpersonen – frisch vom Scheiterhaufen gerettet – gemächlich durch die Landschaft; und das, obwohl der Retter, nachdem er in Aktion getreten ist, höchstens 30 Sekunden ĂĽberlebt hat. Aber wer wird denn schon daran denken, eine verurteile Hexe wieder einzufangen, wenn sie noch nicht mal das Stadtgebiet verlassen haben kann. Das verstößt offenbar gegen die sportliche Fairness der Inquisitionsschergen.)
Trotzdem sollte man ĂĽber solche Unstimmigkeiten nicht den Kopf verlieren, denn „Henker“ bleibt sehenswertes internationales Kino made in Austria (und welch sinnenfrohes Land wir sind, erkennt man daran, dass im Nachspann selbst die Catering-Services fĂĽrs Filmteam angefĂĽhrt werden)." (film.at franco schedl)
Szenenphoto aus Henker, © Allegro-Filmproduktionsges.m.b.H., ORF - Ă–sterreichischer Rundfunk, SF DRS [SRF], SF DRS [SRF]